Gut geflochten ist halb getextet (frei nach Horaz)

Die Entstehung der Dialoge zwischen NutzerInnen und Statuen
bei Mission Monument

Texten – Das bedeutet im wörtlichen Sinne so etwas wie Flechten,
ein Netz weben aus Fasern und Strängen. Selten aber war ein Text so sehr Geflecht und Gewebe wie im Fall der Dialoge der „Mission Monument“ – App. 

NutzerIn trifft auf Statue, die Technologie verströmt ihre Magie, die Statue erwacht – und es beginnt mit einer Begrüßung. Natürlich, so unterhält man sich in der Regel mit jemandem, dessen Bekanntschaft man gerade erst macht. Das oft so hilfreiche Geplänkel zu Wetter & Wohlbefinden zum Einstieg bleibt im Fall unserer App jedoch ehrlicherweise meist aus, „cut the bullshit“ sozusagen. Tatsächlich liegt das aber weniger an dieser in den letzten Jahren en vogue gewordenen Doktrin, als vielmehr an der Tatsache, dass eine Statue, die eine verstorbene berühmte Persönlichkeit verkörpert, am spannendsten erzählt, wenn sie in die Vergangenheit blickt. Mit „früher war alles besser“ hat das natürlich nichts zu tun. Vielmehr erhofft das Team von Mission Monument sich von den Dialogen zwischen Personen verschiedener Zeitalter, dass konstruktive Impulse für das Hier und Jetzt entstehen. Das sei aber nur am Rande bemerkt.
Die Nutzenden erhalten bei Mission Monument direkt die Gelegenheit, zu Forschenden zu werden, die in der Biografie der monumental dargestellten Person sowie in der Geschichte der Stadt roten Fäden folgen und Interessensgebiete abstecken. Die Statuten ihrerseits umgarnen ihre ZuhörerInnen, als wären sie nach Jahrzehnten des Schweigens erleichtert, jemanden zum Reden zu haben. 

Das gesamte Netz aus Erinnerungen und Kommentaren, Zitaten und Fiktionen, das eine Statue theoretisch zum Besten geben könnte, hören die SpaziergängerInnen nie in Gänze. Sie folgen nur den Strängen der Erzählung, die sie faszinieren. Sie stellen Fragen und geben Antworten, die ihre Unterhaltung einzigartig machen. Sie sehen nicht die Dichte des Gesponnenen – und nur selten gänzlich Ersponnenen – oder dessen Verzweigtheit und punktuelle Verzwicktheit. Weder als Fließtext-Dokument, noch als Strukturdiagramm oder Code. Und das ist gut so, denn das ist Teil der Magie. Das macht Statuen zu guten GesprächspartnerInnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert